Digitalisierung verändert die Gesundheitsversorgung: Was hat der Patient von digitalen Innovationen?

Findet die Sprechstunde demnächst nicht mehr in der Arztpraxis, sondern im Internet statt? Gehen wir zukünftig viel seltener zum Arzt, weil uns Apps sagen, woran wir leiden?

Die Potentiale von digitalen Anwendungen erstrecken sich über alle Phasen der Patientenversorgung, von der Prävention, über die Diagnostik bis hin zur Nachsorge und Therapietreue. Aber können sie auch den Besuch und den direkten Kontakt zu Ärzten und Therapeuten überflüssig machen?

Mitnichten, aber sie sind eine sinnvolle Ergänzung der zur Zeit üblichen Praxis im Gesundheitswesen. Ein wichtiger und großer Bereich für digitale Innovationen sind Big-Data-Anwendungen. Big-Data-Anwendungen ermöglichen unter anderem Fortschritte in der Forschung, wenn es um die Aufschlüsselung des menschlichen Erbgutes (Genomsequenzierung) geht. Darüber hinaus gibt es noch mannigfaltige Anwendungen von Big-Data in allen Bereichen des Gesundheitswesens. Eine der wichtigsten, wenn nicht die wichtigste Innovation für Patienten, ist die elektronische Gesundheitsakte (ePA). Sie ermöglicht dem Patienten einen selbstbestimmteren Umgang mit seiner Gesundheit. Die Patienten haben ihre Gesundheitsdaten mehr im Blick, sie können sich über Therapiemöglichkeiten mehr informieren und sind besser in die Entscheidungsprozesse der behandelnden Therapeuten eingebunden.

Das die Digitalisierung die Gesundheitsversorgung verändert, darüber sind sich die Akteure im System einig. Es gibt aber ganz unterschiedliche Haltungen zu den Möglichkeiten und Grenzen des digitalen Wandels. Insbesondere sind die gesellschaftspolitischen (Aus-) Wirkungen einer fortschreitenden Digitalisierung zu beachten. In einem Blogbeitrag der Bertelsmann-Stiftung vom 5. Oktober 2018 schreibt Timo Thranberend, Senior Project Manager der Bertelsmann-Stiftung, dass sich Patienten wünschen, dass die Behandlung durch ihren Arzt und die Unterstützung durch Gesundheits-Apps aus einem „Guss“ funktionieren sollte. Gerade hier sind noch viele Schwachstellen, denn neben technischer Interoperabilität und adäquaten Mechanismen für den Marktzugang von Gesundheits-Apps, braucht es auch eine „kulturelle“ Interoperabilität. Dies bedeutet auch eine viel stärkere und engere Zusammenarbeit zwischen Entwicklern, Ärzten und Patientenvereinigungen. In Summe müssen die digitalen Zugänge zu Gesundheitsinformationen nutzerfreundlich und verlässlich sein. Dazu gehören auch telemedizinische Anwendungen und der mobile Zugriff auf unterschiedliche Gesundheitsportale und die eigene Patientenakte.

Zwei digitale Anwendungen werden letztlich die Grundlage und Infrastruktur für alle anderen digitalen Dienste, sowohl für Patienten, als auch für Ärzte, bilden: Für Ärzte wird das eine umfassende elektronische Patientenakte mit ihren klinischen Entscheidungshilfen sein und für die Patienten die vielen Online-Dienste, App-Angebote und der eigene Zugriff auf die eigenen elektronische Gesundheitsdaten.

Es wird interessant zu beobachten sein, wie die Patienten in allen Altersregionen mit digitalen Innovationen umgehen werden. Eines ist aber gewiss: Ohne Vertrauen in digitale Gesundheitsdienste, geht es nicht.

© PatientCareNews.com, Autor: Frank Bergs