Die Zukunft der Patientenversorgung ist digital: Welche Lösungsanbieter die Digitalisierung des Gesundheitswesens voranbringen werden

Mittlerweile gibt es zahlreiche Lösungsanbieter für Digitalisierung im Gesundheitswesen. Wer von ihnen gibt den Ton an und welche Länder sind bei der Digitalisierung vorne? Klar ist: Weltweit gibt es noch große Unterschiede in der Geschwindigkeit,. Man könnte meinen, Deutschland sei hier als Innovationsland schon sehr weit. Doch um es positiv auszudrücken: Es gibt weiterhin viel Potenzial, und die Lösungsanbieter sind bereit.

Jedes Land hat ein Gesundheitswesen, praktisch alle wollen digitalisieren, dennoch gibt es große Unterschiede.

Weil die Innovationsbereitschaft international so verschieden ist, ist bei Lösungsanbietern Flexibilität gefragt. Teams, die weltweit verteilt arbeiten und die Anforderungen unterschiedlicher Länder und Regionen kennen, sind daher nicht selten. Hermann Kamp, CEO des Digitalisierungsunternehmens ClinicAll International sagt dazu: „Unser Firmensitz ist in den USA, unsere Software entwickeln wir hauptsächlich in der Schweiz, wir haben als Kunden renommierte Kliniken in vielen Ländern, unter anderem in Deutschland, doch ist beispielsweise der arabische Markt für uns sehr wichtig. Denn hier ist der Innovationswille mancher Länder sehr groß. Wenn Sie sich ansehen, welchen Komfort und welche Sicherheit Sie dort im Gesundheitsbereich erleben, erkennen Sie schnell, dass in Deutschland und Europa noch viel Aufholbedarf vorhanden ist.“

Gefragt sind Lösungen, die vorhandene Systeme der Kliniken integrieren.

Zwar werden auch Kliniken neu gebaut, so dass sie von Anfang an aktuelle digitale Möglichkeiten berücksichtigen können. Die meisten Krankenhäuser bestehen aber bereits und haben eine vollständige Infrastruktur aus unterschiedlichsten Systemen und Prozessen. Das ist die Herausforderung. Wenn sich ein Krankenhaus für den ersten Schritt in Richtung Digitalisierung entscheidet, muss das berücksichtigt werden. 

ClinicAll-Chef Hermann Kamp meint dazu: „Bei der Digitalisierung eines Krankenhauses geht es nicht darum, z. B. vorhandene Diagnosesysteme oder andere hoch komplexe Infrastrukturen zu ersetzen. Das wäre weder klug noch machbar. In den Kliniken geht es vielmehr darum, alles, was schon vorhanden ist, auf nur einer einzigen neuen Software-Plattform zu integrieren. Der große Vorteil dieses Vorgehens ist, dass für das Personal dadurch alles einheitlich und einfacher wird. Vieles funktioniert schneller und unkomplizierter. Man spart sich beispielsweise Laufwege und Doppelerfassungen. Daten können von überall aus abgerufen und umfassender genutzt werden. Ein Krankenhaus, das eine integrierende Digitalisierungslösung einsetzt, bemerkt die Verbesserungen und die Arbeitsersparnis sofort. Wir haben beispielsweise ermittelt, dass jede Krankenschwester jeden Tag eine Stunde Zeit verliert – nur durch unnötige Laufwege – die sie sich sparen könnte, wenn das Krankenhaus eine digitale Lösungen einsetzen würde. Sie können hochrechnen, was alleine das dem gesamten Klinikbetrieb bringen würde.“

Eine Studie belegt, dass Ärzte und Kliniken besonders stark von der Digitalisierung profitieren.

Wie groß der Nutzen insgesamt für ein Krankenhaus sein kann, hat Digital McKinsey in einer Studie mit dem Titel „Digitalisierung im Gesundheitswesen“ untersucht. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass „70 Prozent des erreichbaren Nutzens bei den Leistungserbringern, also vor allem bei Ärzten und Krankenhäusern anfallen“. Die Studie zeigt außerdem, „dass der elektronischen Gesundheitsakte sowie dem elektronischen Rezept Schlüsselfunktionen zukommen“. 

Dieser Ansicht ist auch der ClinicAll-CEO: „Die Herausforderung ist, dass viele Daten auf verschiedenen unabhängigen Systemen und in unterschiedlichen Abteilungen und verteilt sind.“ Darum, so Kamp, sei die wesentliche Aufgabe aller digitalen Lösungen die Integration, hier würde sich bei den Digitalisierern der Spreu vom Weizen trennen. Mit den neuen Möglichkeiten der Integration würden die Potenziale der vorhandenen Systeme erstmals vollständig ausgeschöpft werden.

Die heutigen Informations- und Datenmengen sind ohne Digitalisierung für Ärzte und Pflegepersonal nur mit immens viel Aufwand handhabbar.

Wissenschaftler der Hochschule Mannheim haben ausgerechnet, dass ein Klinikum mit 1.500 Betten rund acht Terabyte heterogene Daten pro Jahr produziert, bestehend unter anderem aus mehr als 1,5 Millionen Diagnosen, mehr als einer halben Million Fieberkurven und mehr als 5,5 Millionen Briefen und Befunden und so weiter. Bereits die Vorstellung, all das nicht mehr manuell handhaben zu müssen, lässt erahnen, wie enorm der finanzielle Vorteil für Kliniken durch die Digitalisierung sein kann.

Das Interesse an der Digitalisierung ist groß, weil alleine im Gesundheitswesen in Deutschland 34 Mrd. Euro eingespart werden könnten.

Bereits der Einsatz papierloser Daten, einschließlich der elektronischen Patientenakte, würde laut Digital McKinsey eine Einsparung von 9 Mrd. Euro bringen. Die Automatisierung und Optimierung der Arbeitsabläufe durch die Digitalisierung würde in Deutschland 6,1 Milliarden Euro ergeben. 

Das deckt sich mit der Erfahrung des ClinicAll-Chefs Hermann Kamp: „Unsere Kunden müssen effizient und effektiv arbeiten, wenn sie bestehen wollen. Darum können sie heutzutage keine Aktensilos mehr brauchen. Patientendaten auf Papier verursachen zu hohe Kosten und Mühen. Ärzte und Pflegekräfte könnten mit besseren Prozessen stark entlastet werden. Sie könnten beispielsweise Patientendaten von überall aus erfassen und einsehen, was für Laien möglicherweise nicht nach viel klingt, aber enorme Arbeitserleichterungen bringt. Und: Am Ende profitieren auch die Patienten, um die sich das Personal besser kümmern kann und denen beispielsweise teils stundenlange Wartezeiten innerhalb eines Krankenhauses erspart bleiben. Jetzige Infrastrukturen erschweren die Kommunikation oft erheblich. Das ist unsere Chance.“

Das digitale Gesundheitswesen befindet sich noch am Anfang seiner Wachstumskurve.

Die Digitalisierung im klinischen Bereich ist dabei ein entscheidender Motor, da hier die Nutzen besonders groß sind – von der Kostensenkung bis zur gleichzeitigen Verbesserung von Qualität und Service. Unternehmen, die hier Lösungen anbieten, haben gute Chancen, langfristig erfolgreich zu sein. Der ClinicAll-Chef sagt dazu: „Bei aller Optimierung wird am Ende derjenige am Markt bestehen, der bei seinen Entwicklungen nicht nur die vorhandenen Systeme integriert, sondern auch an die patientenzentrierte Versorgung denkt.“ Die Analyse „Healthcare of the Future“ (Porsche Consulting) sagt speziell zum patientenzentierten Ansatz, es „werden alle Beteiligten von den Vorteilen des zukünftigen Systems profitieren: verbesserte organisatorische Abläufe, höhere Qualität der Behandlung und Patientenversorgung, Abbau von Bürokratie und Schaffung neuer Arbeitsplätze.“

In der Digitalisierung des Gesundheitswesens sind die Lösungsanbieter gefragt, die beweisen können, dass sie Potenzial haben.

Unternehmen, die den Gesundheitsbereich digitalisieren wollen und Produkte und Dienstleistungen anbieten, gibt es inzwischen einige. Doch wer wird die Nase vorn haben? Interessant ist hier nicht nur die Perspektive des Krankenhauses: Unter der Überschrift „Wer wird für die digitale Gesundheit bezahlen? Der Blickwinkel des Investors“ meint Mussaad Al-Razouki, „dass die größten Investoren, wie auch die besten Ehepartner, immer das Potenzial der Person vor sich sehen und nicht ihren aktuellen Status. Technische Begriffe wie Umsatz, Kapitalwert, KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) und Schlagworte wie Traktion, Big Data und „bessere Zeiten“ spielen die Nebenrolle im Vergleich zur alles entscheidenden Wahrheit beim Investieren: Man investiert in das Potenzial des Teams.“ Hermann Kamp von ClinicAll sagt: „Investoren haben hier einen guten Blick. Sie erkennen oft sehr schnell, welche Unternehmen Potenzial haben. Diese Firmen werden es letztendlich sein, die sowohl in Deutschland als auch international den Ton bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens angeben.“

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Quellen: 

Studie Digital McKinsey:
https://www.mckinsey.com/industries/healthcare-systems-and-services/our-insights/digitizing-healthcare-opportunities-for-germany

Porsche Consulting, Healthcare of the Future:
https://www.porsche-consulting.com/fileadmin/docs/Startseite/News/tt1162/Porsche_Consulting_Studie_Healthcare_of_the_Future_EN.pdf

Who Will Pay for Digital Health? The Investor Point of View:
https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-319-61446-5_20

Foto von Anna Shvets von Pexels