Von AI bis Robotik: Die Top Trends der Digitalisierung im Gesundheitswesen

Erinnern sie sich an die Tage, wo sie einen Arzttermin per Telefon vereinbart hatten um dann nach 3 Monaten Wartezeit vor Ort von der Arzthelferin in der Praxis zu hören, dass sie sich leider noch 3 Stunden gedulden müssen? Oder dass sie wochenlang auf einen Bluttest warten, nur weil ihr Hausarzt vergessen hat sie zurückzurufen? Das geht mit der Hilfe von digitalen Tools heute schon einfacher.

Aufgrund vieler Kundenerfahrungen, sagen wir besser “Patientenerfahrungen”, und der fortschreitenden Digitalisierung, wird sich hier in Zukunft einiges ändern. Die digitale Transformation ist endlich auch in Deutschland angekommen.

Telemedizin

Von 2015 auf 2018 hat sich die Anzahl von Telehealth-Patienten fast versiebenfacht. Und das aus gutem Grund. Die heutige Telemedizin-Technologie ermöglicht es den Patienten auch an den entlegensten Orten der Welt, Zugang zu einer hochwertigen Gesundheitsversorgung und lebensrettende Diagnosen zu erhalten. Der Gewinn für das ganze Gesundheitssystem ist immens: Enorme Kostenreduzierung und erweiterte Behandlungsmöglichkeiten, insbesondere bei der Behandlung von chronisch kranken Menschen.

AI (Artificial Intelligence) — Künstliche Intelligenz

Mit der Hilfe von AI bzw. KI und Deep Learning lassen sich CT-Scans bis zu 150 mal schneller analysieren, als dies mit dem menschlichen Auge möglich wäre.Im Bereich der Forschung nach neuen und besseren Medikamente ist AI schon unersetztlich geworden. So wird AI im Bereich der Prozessverbesserung, aber auch bei der Kostensenkung eine immer wichtigere Rolle spielen. Wir stehen erst am Anfang in der Nutzung von KI-Systemen für den täglichen medizinischen und häuslichen Bereich. Ich bin mir persönlich sicher, dass wir in Zukunft noch von vielen KI-Anwendungsbeispielen hören werden. Lassen wir uns überraschen.

Blockchain

Das Potential für Blockchain im Gesundheitswesen wird von vielen Experten der Digitalisierung beschworen. Aber sind wir denn schon soweit, dass wir diese Technologie in den nächsten Jahren gewinnbringend im Gesundheits- und Sozialwesen nutzen können? Aus meiner persönlichen Sicht ist aber der eigentliche Hintergrund zur Verwendung einer Blockchain Technologie, dass in Zukunft, durch die immer stärkere Vernetzung von Medizingeräten, die Notwendigkeit besteht, diese Daten vor Datenschutzverletztungen zu schützen. Genau hier setzt die Blockchain-Technologie mit ihrer umfassenden Sicherheitsstruktur an. Gehen wir noch einen Schritt weiter aus dem Krankenhaus in die häusliche Versorgung und überwachen dabei noch den Patienten über telemedizinische Technologien, ist ein sicherer und absolut nachvollziehbarer Datentransfer unabdingbar. Fortschrittliche Interoperabilität im Gesundheitswesen kommt daher nicht an einer durchdachten Blockchain-Technologie vorbei.

VR (Virtual Reality) und AR (Augmented Reality)

Schon seit einigen Jahren ist VR und AR in der Patiententherapie angekommen. Sie wird bereits erfolgreich in der Schmerztherapie zur Therapie des Phantomschmerzes, bei der Angst- und Verhaltenstherapie oder auch bei der Therapie von Paranoia eingesetzt. Doch der weitaus größere Einsatzbereich dieser Technologie ist VR und AR als als Hilfsmittel in der OP-Planung, der OP-Vorbereitung und der OP-Durchführung. Komplexe OPs planen, Eingriffe üben, Markierung von OP-relevanten-Körperstellen wie Knochen, Organe und Nervenstränge setzen, oder für die Berechnung und Informationseinblendung von Distanz-Daten — für all das wird bereits VR und AR eingesetzt. Nicht zu vergessen ist auch der Einsatzbereich von AR und VR zu medizinischen Ausbildungs- und Trainingszwecken.

Wearables und IoT

Wearables gibt es schon länger auf dem Markt und das Internet der Dinge ist auch nichts Neues mehr. Viel interessanter ist es, wie diese Technologien dazu genutzt werden, die gewonnenen Daten schnell, unkompliziert sowie sicher, an verschiedene Orte und Leistungserbringer weiterzuliefern. Hier wird in naher Zukunft die EPA (elektronische Patientenakte) eine wertvolle Rolle spielen, da sie die zentrale Stelle für alle digital gewonnenen Daten ist und von überall einsehbar ist. Der echte Mehrwert liegt dann darin, dass Wearables Echtzeitdaten von Zuhause, Unterwegs oder aus den Gesundheitseinrichtungen an eine “Sammelstelle” bringen, hier die EPA. Bei der Gesundheitsvorsorge und im Bereich der Datenkontrolle bei sportlichen Betätigungen sind Wearables schon länger nicht mehr wegzudenken.

Robotic

Seit vielen Jahren hat die Robotic ihren Einzug in der Medizin gehalten. Mit dem Da-Vinci-Roboter, von Intuitive Surgical, operieren heute schon viele Chirurgen. Doch auch hier gehen die Vorstellungen der Nutzer schon weiter. Sie stellen sich vor, dass unter Hinzunahme von AR und VR, also mit “mixedReality”, sie noch mehr in das Operationsfeld hineintauchen können. Zwar ist die Vorstellung das der Roboter autonom Arbeitsschritte durchführen kann noch ein wenig abstrus, aber die Forschung ist hier auch schon einige Schritte weiter. Der Einsatz von unterstützenden Pflegerobotern wird in den nächsten Jahren auch weiter ein Thema bleiben. Wenn man den aktuellen Statistiken glauben schenken mag, dann haben wir schon heute eine aktuellen Pflegenotstand, der sich in städtischen Regionen bis zum Jahre 2030 auf bis zu 50 % fehlende Pflegekräfte im stationären und ambulanten Bereich hochsummiert. Daher stellt sich doch die Frage, wer und was hier Abhilfe schaffen kann. In Ländern wie Israel und Japan sind Pflegeroboter schon lange im Einsatz. Sie kümmern sich darum bei Menschen mit schweren degenerativen Erkrankungen ständig anwesend und damit eine Art “Menschersatz” zu sein. Die Betroffenen können in ihren Krankheitszuständen Mensch und Maschine nicht mehr unterscheiden. Oder sie sind behilflich bei Hebefunktionen, Umbetten, Hol- und Bringdiensten. So wird auch hier die fortschreitende Digitalisierung zu einem nützlichen Instrument.

Es gibt noch einige weitere Digitalisierungstrends im Gesundheitswesen. Allen ist geheim, dass sie nur schnell wachsen können, wenn die Bundesregierung Geld in die Hand nimmt und die Leistungserbringer aktiv bei einer Umsetzung finanziell, und im rechtlich gesichertem Rahmen, unterstützt.

© PatientCareNews.com, Autor: Frank Bergs