Ein Vorher-Nachher-Beispiel für Digitalisierung in der Patientenversorgung: Wie Kliniken an Effizienz gewinnen und Pflegepersonal und Patienten zufriedener werden

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen schreitet weltweit voran. Doch auch in einem modernen Land wie Deutschland ist sie längst nicht in allen Krankenhäusern angekommen. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Patienten die Realität oft erleben, und wie ein Klinikaufenthalt dank Digitalisierung sein könnte. Eine wahre Geschichte.

Wer ins Krankenhaus muss, kann auch im Jahr 2020 eine zeitaufwendige Odyssee mitmachen.

Mein Arbeitskollege Patrick ruft mich eines Morgens um 8:30 Uhr an: Er sei während einer Untersuchung bei seinem Hausarzt ohnmächtig geworden, dieser habe ihn gleich ins nächstgelegene Krankenhaus – direkt auf der anderen Straßenseite – überwiesen.

In der Notaufnahme wird er durch eine Infusion stabilisiert, gleichzeitig wird ihm mitgeteilt, dass er für weitere Untersuchungen stationär aufgenommen werden solle. „Es ist nicht auszuschließen, dass ich eine Nacht im Krankenhaus bleiben muss, der leitende Arzt möchte sich mit mir über die Ergebnisse austauschen, um eventuell die Medikation wegen meines schwankenden Blutdrucks anzupassen“, teilt er mir mit. „Ich denke aber, dass ich morgen früh entlassen werde und gegen Mittag wieder im Büro bin. Die Ergebnisse werden sowieso an meinen Hausarzt weitergeleitet, dort bekomme ich dann einen neuen Termin.“

Wenn zwischen Ärzten und in Kliniken keine Informationen fließen, leiden Personal und Patienten.

Gegen 9:00 Uhr meldet sich Patrick bei mir und bestätigt die stationäre Aufnahme. Man habe ihm seine Papierakte in die Hand gedrückt und ihn gebeten, sich auf „seiner“ Station zu melden. Dort angekommen, habe ihn eine offensichtlich irritierte Schwester mit dem Hinweis empfangen, dass sie keinerlei Informationen habe und auch kein freies Zimmer zur Verfügung stehe. 

Patrick überreicht alle Unterlagen und wird gebeten, einen Moment auf einem Stuhl im Gang Platz zu nehmen. Sobald ein freies Zimmer zur Verfügung stehe, könne er dieses beziehen. Auf seinem Stuhl sitzend, spricht Patrick immer wieder das vorbeigehende Pflegepersonal an: Er habe sehr starke Kopfschmerzen und bräuchte Unterstützung. Vergeblich.

Kraft und Geduld von Pflegekräften und Patienten sind endlich.

Nach sechs Stunden wird Patrick ein Zimmer zugeteilt. Bis dahin bekommt er keinerlei Unterstützung. Nun verweilt Patrick weitere vier Stunden auf seinem Zimmer – ohne weiteren Kontakt zu einem Mitarbeiter des Krankenhauses. Ist die neue Schicht überhaupt über seine Anwesenheit informiert? Nach mehrmaligem Betätigen des Notruftasters, andere Möglichkeiten der Kontaktaufnahme stehen nicht zur Verfügung, bekommt er Besuch einer Pflegekraft. Mit Hinweis auf seine starken Kopfschmerzen fordert er das Personal auf, seinen Blutdruck zu messen (165/90). Um 22:15 Uhr bekommt er eine Paracetamol-Infusion, eine mögliche Unverträglichkeit wird nicht überprüft. Eine letzte Blutdruckmessung um 22:35 Uhr ergibt 129/83, gute Nacht! Zu diesem Zeitpunkt hatte Patrick noch keinen Kontakt oder Besuch eines Arztes.

Das letzte Kapitel des nicht-digitalen Krankenhausaufenthaltes beginnt. 

Patrick wird am nächsten Morgen um 6:30 Uhr durch das Pflegepersonal geweckt. Sein Blutdruck und sein Blutzucker werden gemessen, weitere Medikamente werden bis zum Erscheinen des verantwortlichen Arztes verweigert, um 8:00 Uhr erhält Patrick dann Frühstück. Auf Nachfrage, wann ein Arzt für eine weitergehende Behandlung vorbeischauen würde, kann kein präziser Termin genannt werden, jedoch sei klar, dass ohne die Konsultation eines Arztes eine Entlassung unmöglich sei. 

Der Arzt erscheint um 14 Uhr, schaut kurz durch die Unterlagen, erkundigt sich nach dem Wohlbefinden und entscheidet dann, ein Langzeit-EKG anzulegen. Dies bedeute, dass Patrick eine weitere Nacht im Krankenhaus verbringen solle. 

Das Resümee für den Patienten ist frustrierend.

Ergo: Das Personal ist überfordert, es wird nutzlos Zeit vergeudet, Belastung und Zeitaufwand sowohl für Patient als auch Personal stehen in keiner Relation, zusätzlich wird ein Zimmer unnötig lange blockiert, so dass auch nachfolgende Patienten warten müssen.

Eine digitale Applikation könnte den Tagesablauf des gesamten Personals positiv beeinflussen.

Besteht heutzutage die Möglichkeit, diese wahre Geschichte zu Gunsten aller, Patient, Pflegepersonal, Ärzten und nachfolgenden Patienten, durch digitale Unterstützung angenehmer zu gestalten? Wie könnte so etwas aussehen? Lassen Sie uns ein fiktives Szenario durchspielen, mit dem besten Wissen, dass all dies heute bereits möglich ist, vorausgesetzt Entscheider sind bereit zu lernen, zu akzeptieren und sich neuen Dingen offener gegenüber zu zeigen. 

7:45 Uhr: Der Hausarzt erhält die Daten seines Patienten per App.

Patrick sendet über seine integrierte App eine Nachricht an seinen Hausarzt und klagt über massive Blutdruckprobleme, direkt mit digitaler Übertragung der Echtzeitwerte. Seine Arztpraxis erkennt sofort anhand der digitalen Daten, dass es sich in diesem Fall um hoch abweichende Daten handelt, obwohl Patrick bereits mit entsprechenden Medikamenten eingestellt ist. Via App bekommt er um 8:15 Uhr einen Nottermin bei seinem Hausarzt.

8:15 Uhr: Die Untersuchung läuft, die Daten werden an das Krankenhaus übertragen.

Patrick erscheint bei seinem Hausarzt und wird gleich ins Untersuchungszimmer geführt. Während der ersten Untersuchung verlässt ihn sein Kreislauf und er wird ohnmächtig. Sein Arzt entscheidet, ihn in die Notaufnahme des naheliegenden Krankenhauses zu überweisen, zwecks weiterer Untersuchungen. Patricks Daten werden digital in die Notaufnahme übertragen. Noch bevor er dort eintrifft, ist das Team vor Ort auf seine Ankunft vorbereitet. 

8:30 Uhr: Das digitale Inhouse-System des Krankenhauses aktiviert die Behandlung.

Patricks Daten sind eingelesen, während er in der Notaufnahme stabilisiert wird laufen digitale Prozesse im Hintergrund für eine reibungslose, effiziente Behandlung. 

9:00 Uhr: Arzt und Pflegepersonal wissen, worum es geht und wie sie handeln können.

Der zuständige Arzt bekommt eine digitale Mitteilung, das Pflegepersonal wird über die stationäre Aufnahme eines neuen Patienten informiert, ein freies Zimmer wird mit desinfiziertem Bett und Nachttischwagen ausgestattet (per Tracking-App gefunden), das Zimmer wird gereinigt, Reinigungskräfte wurden über digitale App informiert. 

9:30 Uhr: Der Patient weiß sich gut versorgt.

Patrick hat sein Zimmer bezogen und ist in das digitale Inhouse-System über eine App auf seinem Smartphone angemeldet.

10:00 Uhr: Bereits jetzt findet die ärztliche Untersuchung statt.

Der Arzt kommt zur ersten Visite, begleitet von einer Pflegekraft. Während der Arzt die digitale Patientenakte auf seinem Tablet aufruft, um sich ein Bild zu verschaffen, misst das Pflegepersonal erneut den Blutdruck und Blutzucker, alle Daten werden automatisch in der digitalen Akte gespeichert. Der Arzt entscheidet, dass Patrick ein Langzeit-EKG für 24 Stunden angelegt werden und Patrick zur weiteren Überwachung eine Nacht im Krankenhaus verbringen soll.

10:30 Uhr: Die Kommunikation per App sorgt für effiziente Abläufe im Sinne aller.

Gegen 10.30 Uhr setzt Patrick über seine Patienten-Inhouse-App einen Ruf an das Pflegepersonal ab, mit der Bitte um Hilfe aufgrund starker Kopfschmerzen. Kurze Zeit später erscheint das Pflegepersonal und verabreicht eine Paracetamol-Infusion, während gleichzeitig das Langzeit-EKG angelegt wird. Kurze Zeit später ordert Patrick via App aus dem digitalen Speiseplan seine Mahlzeiten. Er sieht dabei nur die Angebote, welche seinem Gesundheitsprofil auf Unverträglichkeiten entsprechen. 

9:30 Uhr am nächsten Tag: Der Patient kann bereits entlassen werden, der Hausarzt ist sekundengleich über alles informiert.

Am nächsten Morgen kommt der Arzt zur Abschlussbesprechung ins Patientenzimmer. Das EKG wird entfernt, alle Daten werden unmittelbar in der digitalen Patientenakte gespeichert, das Entlassungsgespräch wird digital dokumentiert. Patricks Hausarzt wird über die weitere Behandlung informiert und alle relevanten Untersuchungsdaten, Kommentare und Empfehlungen automatisch in Patricks Patientenakte dokumentiert und gespeichert. Gegen 10:00 Uhr verlässt Patrick das Krankenhaus, sein Zimmer kann für den nächsten Patienten vorbereitet werden.

Digitalisierung ist kein Hexenwerk und kann in vielen Belangen systematisch, effizient und ergebnisorientiert eingesetzt werden. Digitale Unterstützung verbessert zudem zeitliche Abläufe und vieles mehr. Selbst bei sukzessivem Ausbau entstehen keinerlei Störungen im alltäglichen Betrieb. Diese Erfahrung machen bereits zahlreiche Kliniken in Deutschland und weltweit.

© PatientCareNews, Autor: Hermann Kamp, ClinicAll International

Bild: Oles kanebckuu von Pexels

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